Gesprächskreis, Tübingen –> Ultraschall – das dritte Auge

19. Juli 2019, Hans-Joachim Groß, Inge Vogl-Broser

Ultraschall – das dritte Auge

So erklärte uns Prof. Dr. med. Grimm die Bedeutung dieser bildgebenden Methode.

In dem interessanten und gut besuchten Gesprächskreis an der neurologischen Klinik Tübingen informierten Prof. Grimm und Fr. Dr. Winter einer interessierten und aufmerksamen Zuhörerschaft über Diagnose und Therapie bei CIDP und GBS.

In seinen Ausführungen über die Diagnose unterstrich Prof. Grimm: Der Erfolg einer guten und effektiven Behandlung hängt sowohl bei GBS wie auch bei CIDP von einer schnellen Diagnose ab. Das ermöglicht eine erfolgversprechende Verbesserung der Gesundheit.

Entscheidend für die Diagnose bei GBS sind die Vorgeschichte und Klinik des Patienten. Da inzwischen bekannt ist, dass GBS häufig nach bestimmten Infektionen auftreten kann, sind Fragen nach vorausgegangenen Infektionen, besonders Darminfekte oder Erkrankungen auf Auslandsreisen, z. B. nach Brasilien (Zikavirus) von Bedeutung.

    • Als diagnostische Methoden bei GBS und CIDP sind heute die bildgebenden Untersuchungen wie MRT der Wirbelsäule mit den austretenden Nervenfasern und Ultraschalluntersuchungen verschiedener Nerven grundlegend für eine schnelle und sichere Diagnose. Die Bedeutung von MRT und Ultraschall liegt besonders in der Möglichkeit, die Veränderung von Nerven zu erkennen und entzündliche Prozesse darzustellen, die mit der Verdickung der Nerven einhergehen. (Das heißt für die Zukunft, dass es vielleicht sogar möglich sein könnte, gezielt lokale Behandlungen durchzuführen).
    • Elektrophysiologische Untersuchungen möglichst vieler Nerven geben Aufschluss über Blockaden der Reizweiterleitung durch entzündliche Prozesse.
    • Zusätzlich können Liquor Untersuchung und Blutuntersuchungen hilfreich sein. Sie dienen auch dafür, andere Krankheiten auszuschließen. Manchmal können bestimmte Antikörper nachgewiesen werden.

Frau Dr. Winter stellte die verschiedenen Therapiemöglichkeiten besonders bei CIDP vor. Neben Kortisonbehandlung, Plasmapherese oder manchmal spezifische Behandlungen, die auf bestimmte Antikörper abzielen, spielt heute besonders die Therapie mit Immunglobulinen eine herausragende Rolle.

Da Immunglobuline aus dem Blutplasma von Spendern gewonnen werden, stellte Fr. Dr. Winter das Gewicht der Plasmaspende heraus: Für die aufwendige Aufbereitung der Immunglobuline werden 3000 – 10.000 Spender benötigt.

Heute können die Immunglobuline intravenös oder subkutan verabreicht werden. Die neuen Leitlinien schlagen bei CIDP ein Schema für eine Initiierungstherapie und eine Erhaltungstherapie vor.  Eine Teilnehmerin, die eigene Erfahrung mit der subkutanen Verabreichung hat, teilte Ihre Erfahrung sehr anschaulich mit den interessierten Zuhörern.

Zusätzlich zu der spezifischen Therapie sind Schmerz-Behandlungen, Physiotherapie und Überwachung der vitalen Funktionen, besonders bei GBS, maßgebend.

Eine gesunde Ernährung versorgt generell die Personen mit den notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen. Bevor zusätzliche Ernährungsergänzungspräparate eingenommen werden, sollte dies mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.

Professor Grimm betonte nachdrücklich die Zweckmäßigkeit der Kooperation von Uniklinik und niedergelassenen Ärzten in der Diagnosestellung, dies besonders bei schwierigen oder unklaren Krankheitsverläufen. In der Uniklinik gibt es die Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachrichtungen, das trägt zu einer sicheren Diagnosestellung bei.

Wir danken Herrn Prof. Grimm und Frau Dr. Winter für den interessanten und aufschlussreichen Nachmittag und freuen uns auf eine mögliche neue Einladung im nächsten Jahr.

Bildquelle: https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/einrichtungen/kliniken/neurologie