Psychische und emotionale Folgen der GBS-Erkrankung – die unterschätzte Seite des GBS

65. GBS CIDP Gesprächskreis „SACHSEN“ gemeinsam mit der HELIOS Schloßklinik Pulsnitz

Albträume, Angstzustände ? – na ja , schlecht geschlafen habe ich schon in der Nacht vor dem Gesprächskreis. Obwohl alles gut vorbereitet war: die Unterstützung durch die Heliosklinik perfekt , die Absprachen mit Professor Dr. Pohl nicht besser hätten sein können und das Organisationstalent Frau Kroemkes kaum Raum für Pannen erwarten ließ. „Es kann ja immer noch irgend etwas schiefgehen.“ Angst war also fehl am Platze. Die Unruhe legte sich, als sich der  Saal pünktlich um 10 Uhr mit den Teilnehmern gefüllt hatte. Unser Vorsitzender , Claus Hartmann, gab einen Überblick über die Arbeit des Landesverbandes im zurückliegenden Jahr und eine Vorausschau auf zukünftige Aktivitäten.

Chefarzt Prof. Dr. med. habil. Marcus Pohl berichtete nun zum Thema:
„Psychische und emotionale Folgen der GBS-Erkrankung – die unterschätzte Seite des GBS“
aus seiner langjährigen Erfahrung als Neurologe. Schon mit seinem Ansatz: „Jeder Mensch hat Ängste, auch der gesunde“, fesselte er von Beginn an seine Zuhörer. Dass GBS-Erkrankte von Ängsten besonders betroffen sind und deren Auswirkungen katastrophale Folgen haben können, hat der Großteil  der Zuhörer selbst erfahren müssen. Die speziellen, krankheitsbedingten Ursachen beim GBS erläuterte Prof. Pohl , bezog aber auch andere neurologische Erkrankungen ein. Detailiert wurden die für GBS typischen psychischen Folgen erklärt. Betroffene und Angehörige fanden selbst Erlebtes bestätigt.

Nachdem statistische Erhebungen mit modernen Therapie-möglichkeiten in Verbindung gebracht wurden, leitete Prof. Pohl zum nachfolgenden Thema: „Das Oneiroid-Syndrom“ über. Ein Großteil der Zuhörer hatte erstmals durch die Einladung von diesem Krankheitsbild gehört,  welches sich einreiht in Schmerz, Depression, Fatique und Angst. Das Oneiroid-Syndrom unterscheidet sich grundlegend von üblichen Träumen, Albträumen und dem Delir (unter Delirium besser bekannt). Oneiroide sind Tagträume, bei denen Parallelwelten den Patienten aktiv oder passiv agierend einbeziehen. Er verspürt kein „Erwachen“ und vergisst das Geschehen meistens nicht. Die Inhalte der Tagträume sind überwiegend negativ: „ich habe Schlimmes getan, oder nicht verhindert“ – „ ich habe den eigenen Tod erlebt“. Solche Erlebnisse werden nicht als unmöglich erkannt, erzeugen  innere Konflikte wie Schuldgefühl und Scham. Damit war eine perfekte Überleitung zum nach der Pause vorgesehenem Thema gegeben.
(Große Passagen aus Prof. Dr. med. habil. Marcus Pohls Vortrag hat er für unsere Internetseite zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank).

Vortrag Professor Dr. Pohl

Nach einer kurzen Pause begannen Elke und Eckhard Schröter Auszüge aus ihren Aufzeichnungen zu lesen. Die waren von der  Ehefrau in der elfmonatigen GBS-Akutphase ihres Mannes täglich protokolliert worden. Als selbst betroffenes Oneiroidopfer brachte ich, zunächst sehr umständlich über Bildschirmtastatur, das Erlebte nach 13 Monaten auf die Festplatte.

Zunächst warnte ich die Zuhörer, hatte doch Prof. Pohl von emotional verstärkten Empfindungen gesprochen, die nach Oneiroiden auftreten.

Beide hatten wir gehofft, dass sich nach dem neunjährigem Abstand dieses Problem in den Griff  bekommen ließe. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Wieder Revue passierend, waren wir beide vom von uns unverschuldeten Schicksalsschlag doch sehr betroffen. Medizinisch betrachtet war für mich selbst interessant, dass ich beim Lesen über Ereignisse während eines vor 11 Jahren erlebtem Oneiroids emotional überreagiert habe.  Offenbar waren auch die Zuhörer wieder an ihr eigenes Schicksal erinnert und hatten für unsere Reaktionen volles Verständnis.

Prof. Pohl unterstrich an unserem Beispiel noch einmal Passagen aus seinem Vortrag. Er forderte Betroffene auf, offen über eigene Oneiroide zu Sprechen. So könnten auch noch psychische Spätfolgen besser überwunden werden. Zahlreiche Fragen fanden fachkundige Antworten.

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Den Rest der knapp gewordenen Zeit nutzten die Teilnehmer in zahlreichen Gruppen, in persönlichen Gesprächen Sorgen , Nöte und Erfahrungen auszutauschen oder folgten Frau Kristina Kroemke zum Rundgang durch die HELIOS Schlossklinik Pulsnitz.

Bleibt noch, der Klinikleitung  für die großzügige Unterstützung, für kostenfreie Nutzung der Räumlichkeiten und der Technik sowie den leckeren Imbiss Dank zu sagen . Unser besonderer Dank gilt Prof. Dr. med. habil. Marcus Pohl für Unterstützung bei der Vorbereitung des Gesprächskreises und den äußerst interessanten Vortrag sowie an Frau Kristina Kroemke für  die Organisation  eines reibungslosen Ablaufes.

Eckhard Schröter