Die Medizin im 21. Jahrhundert wird sich so schnell verändern wie nie zuvor. Entwicklungen in Forschung und Digitalisierung werden bahnbrechend sein. Riesige Mengen an Daten werden sich innerhalb kürzester Zeit auswerten und nutzen lassen. Dadurch werden die bisherigen Kenntnisse über die Entstehung, Prävention und Heilung von Krankheiten vollkommen verändert. Das bedeutet, dass unser Gesundheitssystem komplett umgebaut und wahrscheinlich sogar neu erfunden werden muss.
Deutschland darf den Anschluss in der medizinischen Forschung nicht verpassen. Derzeit verzeichnen wir allerdings einen Mangel an jungen, qualifizierten Nachwuchsforschern. Daher wurden verschiedene Förderprogramme geschaffen, die diese Situation durchaus verbessern konnten. Aber immer noch sind zusätzliche Maßnahmen notwendig. Die Gefahr, dass der Wissenszuwachs ausbleibt, besteht weiterhin. Darunter leidet auch die Forschung zu seltenen Erkrankungen, wie GBS, CIDP und Varianten. Diese Forschung wäre nicht nur für die von Seltenen Erkrankungen Betroffenen hilfreich. Denn sie hätte auch eine außerordentliche Bedeutung für das Verständnis und die Behandlung häufig auftretender Krankheitsbilder, sogenannter Volkskrankheiten. Aktuell sind etwa 8000 seltene Erkrankungen bekannt, von denen in Deutschland ca. vier Millionen Menschen betroffen sind.
Als im Jahr 2017 die Familie Haarmann auf uns zukam, um die Deutsche GBS CIDP Initiative mit einer äußerst großzügigen Spende zu bedenken, wurde durch den Vorstand beschlossen mit diesen Geldern einen Förderpreis für Nachwuchsforscher zu schaffen. Die Planungen dazu wurden sofort gestartet. Für uns war klar, dass der Preis Forschung und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der autoimmun-entzündlichen Neuropathien fördern soll. Wir entschlossen uns dazu, den Preis jährlich zu verleihen. Jeweils im Juli eines laufenden Jahres wird die Ausschreibung dieses Forschungspreises zukünftig von uns veröffentlicht.
Nun musste eine Jury benannt werden. Drei Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen GBS CIDP Initiative konnten für diese Aufgabe gewonnen werden. Ein Vertreter des Vorstands der Deutschen GBS CIDP Initiative ist ohne Stimmrecht Jury-Mitglied.
Die Bedingungen für eine Teilnahme wurden festgelegt:
- Es können deutsch- oder englischsprachige Arbeiten, von Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Studentinnen oder Studenten einer Universität der Bundesrepublik Deutschland, ausgezeichnet werden.
- Eine weitere Voraussetzung ist, dass sich diese Arbeiten mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der entzündlichen Neuropathien befassen.
- Die Bewerber sollen das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
- Es können Projekte ausgezeichnet werden, die bei der oder für die Forschung zu entzündlichen Neuropathien neue Strukturen schaffen.
- Damit die Leser unseres Journals zeitnah und somit brandaktuell von diesem Forschungspreis profitieren, verpflichten sich die Preisträger einen Beitrag für das GBS CIDP Journal zu verfassen und einen Vortrag im Rahmen einer Patientenveranstaltung zu halten.
Der mit 2000 Euro dotierte Arnold Haarmann Forschungspreis 2018 der Deutschen GBS CIDP Initiative geht an Frau Dr. med. Kalliopi Pitarokoili. Sie und ihre Arbeit möchten wir Ihnen in diesem Journal näher vorstellen.
Zur Person Arnold Haarmann:
Bergassessor Arnold Haarmann wurde am 16.10.1934 in Dortmund geboren.
Nach dem Bergbaustudium in Clausthal-Zellerfeld und Referendarzeit in München trat er seine erste Stelle auf der Zeche Rheinpreussen in Moers als Betriebsführer an.
1976 Umzug nach New York, USA, wo er zum Vice President und CEO der Ruhr-American Coal Corporation berufen wurde.
1986 Rückkehr nach Deutschland als Geschäftsführer der RAG-Tochter Montan-Consulting in Essen, von wo aus er beruflich viele Länder bereiste, um die deutsche Bergbauindustrie zu vermarkten.
Er war der umsorgende Ehemann seiner Frau (einer Ärztin), der bewunderte Vater seiner zwei Söhne und von Jugend an ein begeisterter Segler – eine Leidenschaft, die auch seine Familie teilte.
Als er im Sommer 2016 nach einem Magen-Darminfekt innerhalb weniger Tage an muskulärer Schwäche und Lähmungen erkrankte, hat es noch 10 Tage gedauert, bis die Diagnose GBS gestellt wurde. Er hat diese schreckliche Krankheit nicht bekämpfen können und starb am 03.12.2016.