Patiententreffen in Braunschweig am 19.02.2020

Zum ersten Mal lud die Deutsche GBS CIDP Initiative zu einem Patiententreffen nach Braunschweig ein. Eine gute Idee, wie sich herausstellte, denn der von uns angemietete Raum des Kulturzentrums Brunsviga war sehr großzügig angelegt und strahlte eine freundliche Atmosphäre aus.

Das Thema CIDP stand im Vordergrund der Gespräche des frühen Abends. Ein Betroffener berichtete über eine „Unverträglichkeit von Immunglobulinen“. Leider zeigen Immunglobuline die Nebenwirkungen Schüttelfrost, Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Fieber, Erbrechen, allergische Reaktionen, Übelkeit, Arthralgien, niedriger Blutdruck und moderate Schmerzen im unteren Rücken. Eine sehr langsame Infusionsgeschwindigkeit kann diese Wirkung verringern.

Die Schilderung war für uns der Anlass das Thema Hilfsstoffe in Arzneimitteln aufzugreifen, denn auch sie können unter Umständen unerwünschte Arzneimittelreaktionen verursachen. Hilfsstoffe haben keine pharmakologische Wirkung und die meisten Patienten vertragen sie auch recht gut. Doch es gibt Menschen, die schon auf geringe Mengen dieser Stoffe mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen reagieren. Es fällt jedoch sehr schwer den Überblick über die Vielzahl der verschiedenen Wirkstoffe zu behalten. Seit 2018 gibt es aber eine App mit dem Namen „WhatsIn My Meds“. Die von einem Apotheker entwickelte App informiert gezielt über die Inhaltsstoffe eines Medikaments und zeigt, falls notwendig, Alternativpräparate an. In unserem Fall ist diese App nicht hilfreich. Man kann sich bei Unverträglichkeiten überlegen ob man diese direkt meldet. Das ist ganz schnell unter https://www.nebenwirkungen.de zu erledigen.

Die Hersteller unserer Medikamente haben wissenschaftliche Teams die gerne mit Ihnen über die unerwünschte Arzneimittelreaktion sprechen.

Auch das Thema Ernährung wurde angesprochen. Doch was ist eigentlich eine gesunde Ernährung? Noch immer rät man eher zu einer fettarmen, kohlenhydratreichen Kost. Fett macht fett ist ein Satz, der aber schon längst der Vergangenheit angehören sollte. Natürliche, gute Fette verschlechtern weder die Blutwerte noch schaden sie dem Herzen. Viele Jahre hat man dies zu undifferenziert betrachtet. Denn beispielsweise die ungesättigten Fettsäuren sind lebenswichtig. Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren spielen bei der gesamten Zell-, Immun- und Hormonfunktion eine dominante Rolle und entscheiden über Gesundheit und Krankheit. Da wir generell zu viel Omega 6 (z. B. über Getreide) zu uns nehmen sollte man lieber den Konsum von Omega 3 steigern.

Fett ist und bleibt ein wichtiger Baustein jeder Zellmembran. Es darf also auf keinen Fall weg! Es wärmt, reguliert die Körpertemperatur und schützt innere Organe. Die fetthaltigen Zellmembranen umhüllen die feingliedrigen Nervenzellen und machen eine schnelle Reizweiterleitung erst möglich. Kurzkettige Fettsäuren wie die Propionsäure dienen nach dem aktuellen Stand der Forschung denjenigen Darmbakterien als „Nahrung“, die eine besondere Schutzfunktion für den Menschen haben. Voraussetzung dafür, dass dem Organismus genügend kurzkettige Fettsäuren zur Verfügung stehen, ist die ausreichende Verfügbarkeit von löslichen Ballaststoffen. Leider verhindert die moderne Ernährung oft eine Aufnahme von 30 g Ballaststoffen am Tag.

Forscher haben nachgewiesen: Die Zufuhr von Salzen kurzkettiger Fettsäuren, in diesem Falle Propionat hat ähnlich positive Effekte wie der Verzehr von Ballaststoffen. Darüber haben wir bereits im Journal 3/19 berichtet. In Zukunft könnten durch diese Erkenntnisse möglicherweise völlig neuartige Ansätze für Prävention und Behandlung neuroimmunologischer Erkrankungen entstehen.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Kulturzentrum Brunsviga am 26. August 2020.

Mechthild Modick und Sabine Nett

Bildquelle https://www.brunsviga-kulturzentrum.de/de/home.html