Mitteilung unseres Wissenschaftlichen Beirats

Rostock und Köln, den 16.April 2020

Liebe Mitglieder der GBS Initiative,

liebe Patientinnen und Patienten, liebe Angehörige,                                     

die Ausbreitung des Corona-Virus und die dadurch ausgelöste Lungenerkrankung COVID-19 sind eine außergewöhnliche Situation für Sie, aber auch für uns Ärzte sowie unsere Pflegekräfte und Therapeuten. Wir befinden uns mitten in einer Pandemie, das heißt, der Ausbreitung einer Erkrankung über verschiedene Kontinente und Länder (im Gegensatz zur Epidemie, die örtlich beschränkt bleibt). Von allem, was wir bisher wissen, kann das Corona-Virus sehr unterschiedliche Verläufe verursachen. Viele Erkrankte zeigen nur leichte Symptome wie  Fieber, Husten oder Muskelschmerzen.  In einer Minderheit der Fälle kann das Virus allerdings eine schwere Lungenentzündung hervorrufen, die im ungünstigsten Fall zum Tod führen kann. Diese Erkrankung wird auch als COVID-19 bezeichnet. COVID-19 ist eigentlich eine Abkürzung für coronavirus disease 2019.

Obwohl diese Situation für uns außergewöhnlich ist, kann jeder einzelne dazu beitragen, dass die Erkrankung eingedämmt wird. Wichtig ist, sich regelmäßig zu informieren. Eine aktuelle und zuverlässige Quelle für Informationen ist das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin, das auch umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen veröffentlicht hat. Es ist zudem sehr ermutigend, zu sehen, wie schnell mittlerweile medizinische Informationen über das Virus und die Erkrankung weltweit ausgetauscht werden können. Eine Abfrage der wichtigsten Datenbank für medizinische Literatur (Pubmed) zeigt, dass mit heutigem Stand (16. April 2020) bereits über 3800 medizinische Fachartikel erschienen sind, die das Stichwort COVID-19 im Titel oder in der Zusammenfassung aufführen.

Zudem werden erste Therapiestudien durchgeführt und weltweit an einem Impfstoff geforscht. Außerdem haben wir in Deutschland ein sehr gutes und leistungsfähiges Gesundheitssystem. Zudem hatten wir das Glück, uns auf die Corona-Virus-Pandemie vorbereiten zu können. Des Weiteren haben wir in der Bundesrepublik ein dichtes Netz von Gesundheitsämtern, die angeordnete Maßnahmen überwachen und durchsetzen können. Man kann daher sehr zuversichtlich sein, dass die gegenwärtige Infektionskrise in naher Zukunft begrenzt und möglicherweise überwunden sein wird.   

Patienten mit entzündlichen Neuropathien gehören per se nicht explizit zu einer der vom RKI genannten Risikogruppen, dennoch ist es vorstellbar, dass z.B. die Lungenfunktion durch eine Polyneuropathie beeinträchtigt ist oder dass die Patienten möglicherweise Medikamente erhalten, die das Immunsystem in seiner Funktion verändern.     

Damit Sie unbeschadet durch diese besondere Zeit kommen, sollten Sie insbesondere folgende Dinge beachten:

  • Informieren Sie sich regelmäßig bei öffentlichen Stellen, z.B. im Internet beim Bundesgesundheitsministerium (https://www.bundesgesundheitsministerium.de) oder dem Robert Koch-Institut (https://www.rki.de).
  • Bleiben Sie bei bekannten chronischen Atemwegssymptomen (z.B. Husten) zu Hause, bei akuten Infektionszeichen nehmen sie Kontakt zu ihrem behandelten Arzt auf.
  • Praktizieren Sie die soziale Distanz (auch wenn es schwer fällt) nach den Empfehlungen des RKIs: Nur zu zweit im öffentlichen Raum, Abstand von mind. 1,5 bis 2 Meter zu anderen Menschen, praktizieren Sie Handhygiene (-desinfektion), verzichten Sie auf Händeschütteln, etc. (Quelle: RKI). 

Die Erkrankung kann jeden treffen, aber es gibt bestimmte Risikogruppen, bei denen die Erkrankung häufiger besonders schwer verläuft:  Dies sind vor allem ältere Menschen, Raucher und Menschen, die bestimmte Vorerkrankungen haben. Hierzu gehören die koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck, Asthma, chronische Bronchitis, chronischen Lebererkrankungen, Diabetes mellitus, Krebserkrankungen, aber auch eine Schwächung des Immunsystems (z.B. durch Einnahme von Cortison).

Unsere neurologische Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), empfiehlt, dass Sie, wenn Sie in neurologischer Betreuung sind, natürlich auch weiterhin den Kontakt zu Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen (z.B. telefonisch) halten sollten. Sie oder er wird entscheiden, ob ein Direktkontakt notwendig ist oder ein Termin besser verschoben werden sollte.  

Sollten Sie eine Therapie erhalten, die in das Immunsystem eingreift, zum Beispiel bei einer behandlungsbedürftigen CIDP, unterbrechen Sie diese nicht ohne Rücksprache mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt. Es besteht sonst ein Risiko, dass sich Ihre Erkrankung verschlechtert. Besprechen Sie besondere Umstände im Zweifel mit Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen.

Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute. Passen Sie auf sich auf! 

Ihr

Prof. Dr. Uwe Zettl                                 und                               Prof. Dr. Helmar Lehmann    

Universitätsklinikum Rostock                                                    Universitätsklinikum Köln

für den  medizinischen  Beirat