Gut eingestellte chronisch Kranke sind gegen COVID-19 am besten gewappnet

In Zeiten der COVID-19 Epidemie machen sich nicht zuletzt jene Patienten große Sorgen, die aufgrund einer chronischen Erkrankung dauerhaft Medikamente einnehmen müssen, die die Abwehrfunktionen schwächen. Zu Unrecht, wie Andreas Stallmach, Direk­tor der Klinik für Innere Medizin IV für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Interdisziplinäre Endoskopie der Universitätsklinik in Jena feststellt. Er erläuterte: „Je schlechter die Grunderkrankung behandelt ist, desto höher ist das Risiko für schwere Verläufe“. Es ist offenbar so, dass der Organismus umso eher mit der Infektion fer­tig wird, wenn er nicht auch noch an einer zweiten Front – der Grunderkrankung – kämpfen muss.

Stallmach betonte, dass wer mit immunsupprimierenden Medikamenten wie Azathioprin oder Steroiden behandelt wird, auf keinen Fall die Dosis reduzieren sollte oder gar die Therapie unterbrechen sollte. gerade immunsupprimierte Patienten haben derzeit besondere Ängste sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Ihre Kenntnisse beziehen sie aus der Presse, aber vor allem aus dem nahen Umfeld. „Das private Gespräch steht im Vordergrund als Informationsquelle“, so Stallmach, der darin auch den Grund für die oft übergroßen Ängste sieht. Denn medizinische Informationen von Fachgesellschaften oder Selbsthilfeorganisationen würden leider vergleichsweise selten genutzt.

Die Fortführung der Medikation ist nicht allein deshalb zu empfehlen, weil die Betroffenen damit einem Rückfall der Grunderkrankung vorbeugen. „Wir können davon ausgehen, dass die bei Autoimmun­er­kran­kungen eingesetzten Substanzen im Falle einer Infektion sogar eher nutzen als schaden“, kann Stallmach diese Gruppe von Patienten beruhigen.

Dies hat mit der Entzündungskaskade, dem Zytokinsturm, zu tun, der sich bei manchen In­fizierten im Verlauf einer COVID-19 Erkrankung entwickelt und der dann offenbar mit­bestimmend sei für Komplikationen. Dazu passt, dass sich Medikamente, die der Inflamma­tion entgegenwirken, als hilfreich erweisen. Das Risiko für einen schweren Verlauf dieser Infektion sei nämlich unter einer Biologika-Therapie gerade nicht erhöht, und die aktuellen Daten zum Nutzen von Dexamethason als hochpotenten Kortisonpräparat bei COVID-19 Patienten könnten diese Überlegungen ebenfalls stützen, hieß es in der Pressemitteilung der Gesellschaft.

Quelle:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/114152/Gut-eingestellte-chronisch-Kranke-gegen-COVID-19-am-besten-gewappnet?rt=a98847b189c913441b736d363c7ec2a2