Eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 kann neben psychiatrischen auch neurologische Komplikationen auslösen, die britische Forscher an Fallbeispielen vorstellen. In der Pressemitteilung erinnern die Autoren an die Encephalitis epidemica der 1920er und 1930er Jahre.
Jetzt ergänzt das Team um Michael Zandi seine Beschreibung um ein „sich abzeichnendes Spektrum“ von neurologischen Befunden.
Am National Hospital for Neurology and Neurosurgery in London waren zuletzt 43 Patienten behandelt worden, bei denen es zu unterschiedlichen neurologischen Symptomen gekommen war.
Bei 10 Patienten diagnostizierten die Neurologen eine vorübergehende Enzephalopathie mit Verwirrtheit und Desorientierung (Delir). Bei 12 Patienten wurde ein neuroinflammatorisches Syndrom festgestellt, 8 Patienten erlitten einen ischämischen Schlaganfall, 7 erkrankten an einem Guillain-Barré-Syndrom, die übrigen 5 Patienten ließen sich nur schwer einordnen. Ein Guillain-Barré-Syndrom war in den letzten Wochen auch von anderen Neurologen im Zusammenhang mit COVID-19 beschrieben worden. Bei keinem der Patienten konnten die Forscher SARS-CoV-2 im Liquor nachweisen. Man geht deshalb davon aus, dass die Komplikationen nicht auf einen direkten Angriff des Virus auf das Gehirn zurückzuführen sind. Es ist allerdings nicht ungewöhnlich, dass eine überschießende Immunreaktion, wie sie bei COVID-19 mit dem Zytokinsturm beobachtet wird, das Gehirn in Mitleidenschaft zieht. In diesem Fall sollten sich die Patienten, sofern sie die Erkrankung überleben, wieder erholen. Denkbar sind aber auch Autoimmunreaktionen, die langfristige Auswirkungen haben können.
Unklar ist, ob die neurologischen Komplikationen ein häufiges Phänomen sind oder ob sie nur an den Behandlungszentren auffallen, an die Patienten mit komplizierten Verläufen der Erkrankung überwiesen werden.
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