Nach 5 Monaten „Corona“ war es am 18. August endlich wieder soweit. Die ersten Präsenzveranstaltungen des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Deutschen GBS CIDP Selbsthilfe standen auf dem Programm. Wir besuchten, mit reichlich Informationsmaterial ausgestattet, die Gesundheitsforen Lübeck und Kiel. Beide Vorträge waren ausgebucht. Viele Interessierte konnten aufgrund der Corona-Regeln leider keinen Platz bekommen. Wir kommen wieder.
Im UKSH Gesundheitsforum an den Standorten Kiel und Lübeck kann man fast täglich Vorträge zu vielfältigen, medizinischen Themen besuchen. Die Vorträge sind kostenfrei.
Am Dienstag, 18. August um 18.00 Uhr stand dem interessierten Publikum Herr Professor Dr. med. Thomas Münte Rede und Antwort. Herr Prof. Dr. med. Thomas Münte ist Direktor der Klinik für Neurologie, Campus Lübeck. Hier, wie auch in Kiel, verbinden sich eine ausgezeichnete Patientenversorgung mit Forschung und Lehre auf höchstem Niveau. Nach seinem Vortrag zum Thema „Autoimmun-entzündliche Neuropathien“ stand er den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung. Dabei kristallisierten sich sehr rasch zwei Themenschwerpunkte heraus. Zum einen ging es um den neuropathischen Schmerz und zum anderen waren sehr viele Anwesende an der subkutanen Gabe von Immunglobulinen interessiert.
Am Mittwoch fand dann die Abendveranstaltung in Kiel mit Herrn PD Dr. med. Frank Leypoldt, Oberarzt in der Klinik für Neurologie und dem Institut für Klinische Chemie, Campus Kiel, Facharzt für Neurologie und Facharzt für Laboratoriumsmedizin, statt. Er vermittelte uns Wissen zum Komplementsystem, der Antikörperdiagnostik und neuer Arzneimittel in der Diskussion zu der akuten inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuritis (GBS).
Antikörper und das Komplementsystem sind wesentliche Bestandteile im Netzwerk der körpereigenen Immunabwehr. Neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie der Erkrankung zeigen, dass die Freisetzung von Komplement in der Akutphase des GBS offenbar eine wichtige Rolle spielt. Das Arzneimittel Eculizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der direkt an das Komplementprotein C5 bindet und dieses inaktiviert. Eculizumab ist bisher für die Behandlung des GBS nicht zugelassen. Die Therapie mit Eculizumab könnte zukünftig vielleicht für Patienten hilfreich sein, die auf Immunglobuline und/oder Plasmapherese nicht ansprechen. Eine weitere Entwicklung betrifft das körpereigene „Recycling“ von Antikörpern. Blocker des sogenannten neonatalen Fc-Rezeptors führen zu dem vermehrten Abbau krankheitsverursachender Antikörper und werden in Studien bei Patienten mit CIDP getestet.
Wir bedanken uns sehr herzlich für die Einladung zu den beiden hochinteressanten Veranstaltungen und hoffen auch im nächsten Jahr wieder dabei sein zu dürfen.
Mechthild Modick und Sabine Nett