„Atmung ist Leben, man kann sie nicht auf später verschieben!“

Was GBS Patienten schon lange wissen:

Todesangst, Beatmung, Hilflosigkeit, Alleinsein auf einer Intensivstation. Eine lebensbedrohliche Krankheit belastet auch die Psyche. Wie findet man danach wieder ins Leben zurück? Seit COVID19 beschäftigt sich die ganze Welt mit diesem Thema. Denn derzeit ringen in Deutschland sehr viele Menschen auf den Covid-19-Intensivstationen mit dem Tod. Bei fünf Prozent der bekannten Infizierten ist die Erkrankung laut Robert Koch-Institut lebensbedrohlich. Viele der Überlebenden werden noch monatelang mit den körperlichen Folgen von Covid-19 zu kämpfen haben. Die traumatische Erfahrung kann aber auch Spuren in der Psyche hinterlassen.

Dramatische Konsequenzen müssen oftmals auch Betroffene des Guillain-Barré-Syndroms ertragen. Wenn das Immunsystem fehlreagiert und körpereigene Strukturen angreift, wie beim Guillain-Barré-Syndrom, wo sich Antikörper gegen Nerven richten, kann oftmals eine Beatmung erforderlich werden. Ein Teil der Erkrankten verstirbt aufgrund akuter Komplikationen wie schweren Herzrhythmusstörungen, einem Atemversagen oder einer Lungenembolie. Mittlerweile kann die Intensivmedizin zwar wahre Wunder vollbringen, aber was macht es mit einem Menschen, wenn er überlebt, aber einen Teil seiner Zeit verloren hat? Der Körper ist weitgehendgeheilt, aber die Seele hinkt hinterher.

Die Psychologin Jenny Rosendahl arbeitet an einer Therapie für die Betroffenen, die nach solch einer schweren Erkrankung wieder zurück ins Leben finden möchten. Lesen Sie hier ein Interview mit ihr:

https://www.spektrum.de/news/weiterleben-nach-schwerer-krankheit/1792274?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Ich zitiere aus dem Artikel:

„Grundsätzlich können alle schweren Erkrankungen und deren Behandlung zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen. Man spricht auch von einer medizinischen Traumatisierung.“

„Ein wesentliches Kriterium ist, dass die Krankheit mit einer akuten, lebensbedrohlichen Situation einhergeht.“

Oft reagiert das Umfeld mit wenig Verständnis, nach dem Motto: Du hast es doch überstanden, warum geht es dir denn immer noch nicht besser?

Der Hausarzt ist sicherlich ein guter Ansprechpartner, er sollte darüber Bescheid wissen. Dass Krankheiten und medizinische Behandlungen eine Traumatisierung hervorrufen können, ist mittlerweile unter Ärzten und Therapeuten etwas bekannter.

Ganz wichtig ist es, nicht zu versuchen allein mit diesem Trauma fertig zu werden, sondern sich professionelle Hilfe zu suchen. Hilfreich bei der Bewältigung ist es vielleicht ein Tagebuch zu beginnen, wenn das wieder möglich ist. Viele GBS Patienten haben das Bedürfnis ein Buch zu ihrer Erkrankung zu schreiben.

Fazit:

Künstliche Beatmung kann nicht nur schwer kranken Corona-Patienten das Leben retten. … Doch die Bilder der Corona-Pandemie erschrecken. … Genau das ist für viele Menschen eine Angstvorstellung. Für viele GBS Patienten wurde dieser Alptraum nach einem akuten Ausbruch der autoimmun-entzündlichen Neuropathie Realität. Eine Erfahrung, die sie ganz sicher nie wieder loslässt. Es wäre wünschenswert, dass diesem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde und zu einer Anerkennung solcher Folgen bei allen Krankheiten führt. Denn der Zugang zu einer hilfreichen  Therapie ist für alle Betroffenen sicherlich sehr wichtig.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Nett

Bildquelle: Pixabay