Impfung gegen SARS-CoV-2

Zoom-Meeting vom 20. Januar 2021 –> Druckversion <–

mit Prof. Dr. med. Peter Flachenecker, Chefarzt des Neurologischen Rehabilitationszentrums Quellenhof-Wildbad, Prof. Dr. med. Uwe K. Zettl, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Leiter Sektion Neuroimmunologie, Rostock sowie Prof. Dr. Helmar Lehmann, Neuromuskuläre Erkrankungen, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln

Warum brauchen wir eine Impfung:

Für unseren persönlichen Schutz

Zur Verminderung der Verbreitung von Sars-CoV-2

Zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens

Zum Schutz Aller

Die Neurologen Prof. Dr. med. Uwe K. Zettl, Prof. Dr. med. Helmar Lehmann sowie Prof. Dr. med. Peter Flachenecker und die Deutsche GBS CIDP Selbsthilfe e.V. haben sich am 20.01.21 per Zoom-Meeting mit dem Thema „Impfung gegen SARS-CoV-2“ befasst. Mehr als 90 interessierte Personen schalteten sich dazu, um drängende Fragen zu diesem Thema zu stellen, Sorgen und Ängste zu teilen und Empfehlungen für Patienten mit autoimmun-entzündlichen Neuropathien zu erhalten.

Das Fazit des Gesprächs vorweg: Bitte lassen Sie sich nach vorheriger individueller Risikobewertung durch ihren behandelten Arzt gegen COVID-19 impfen. Das war die einstimmige Botschaft der beteiligten Neurologen Prof. Dr. med. Uwe K. Zettl, Prof. Dr. med. Helmar Lehmann und Prof. Dr. med. Peter Flachenecker. Das heißt also, dass niemand eine COVID-19 Erkrankung riskieren sollte, weil er eventuell Bedenken wegen Nebenwirkungen hat oder glaubt, dass sich wegen einer bestehenden autoimmun-entzündlichen Neuropathie eine Impfung verbietet. Es empfiehlt sich dagegen andersherum zu denken und auf keinen Fall eine COVID-19 Erkrankung zu riskieren. Sollten neben GBS, CIDP und deren Varianten weitere Erkrankungen vorliegen, ist es allerdings ratsam vor der Impfung das Gespräch mit dem behandelnden Hausarzt oder Neurologen zu führen.

Die „mRNA-Vakzine“ sind keine Lebendimpfungen und auf. Die mRNA integriert sich nicht in das menschliche Genom und es werden keine Substanzen mit dem Vakzin verabreicht, aus denen der geimpfte Organismus komplette oder infektiöse Viruspartikel zusammensetzen könnte. Eine Impfung führt zur vorübergehenden Produktion von Virusproteinen, gegen die das Immunsystem Antikörper, T-Lymphozyten mit Gedächtnisfunktion, herstellen kann. Somit kann eine Impfung auch bei Patienten mit autoimmun-entzündlichen Neuropathien und unter immunsuppressiver/immunmodulierender Therapie durchgeführt werden. Patienten, die regelmäßig Immunglobuline infundieren, sollten die Impfung in die Mitte zwischen zwei Zyklen legen. Es empfiehlt sich in jedem Fall sich mit dem behandelnden Neurologen zu beraten.

Achtung:

Eine Ausnahme ist die Gabe von langwirksamen B-Zell depletierenden Substanzen, wie Rituximab. Hier sollte nach Rücksprache mit einem neuroimmunologischen Zentrum (u.a. an den meisten Universitätskliniken vorhanden) eine individuelle Entscheidung getroffen werden. Pausieren oder die Umstellung auf alternative Therapien wären möglich.

Stichwort Kontraindikation:

Es gibt von der Ständigen Impfkommission(STIKO) keine absoluten Kontraindikationen, außer einer bestehenden Schwangerschaft.

Stichwort Allergie:

Kurz nach Beginn der Corona-Impfkampagne in den USA wurden erste Berichte von allergischen Reaktionen auf den Impfstoff von Biontech und Pfizer bekannt. Schnell zeigte sich: Das Problem ist nicht die mRNA, die die Impfwirkung entfaltet, sondern die Hülle aus winzigen Fettpartikeln, die den Impfstoff an die richtige Stelle im Körper bringen soll.

Eine allergische Reaktion, die mehrere Organe betrifft tritt etwa 11,1 Mal pro eine Million Impfungen auf. Die meisten Betroffenen hatten bereits vor der Impfung bekannte Allergien (unter anderem gegen Medikamente, Lebensmittel, Insektenstiche), in einigen Fällen waren auch schon allergische Reaktionen unter anderem nach einer Tollwut- und nach einer Grippeimpfung bekannt.

Stichwort Immunisierung

Wie lange eine Impfung immunisiert, lässt sich derzeit noch nicht genau sagen. Die beiden im Moment in Deutschland zugelassenen Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna können genutzt werden. Sollten in Zukunft weitere Impfstoffe zugelassen werden, muss die Situation für Autoimmunerkrankte neu bewertet werden.

Stichwort Antikoagulantien:
Auch die Einnahme blutverdünnender Medikamente ist keine generelle Kontraindikation, hier sollte man den behandelnden Arzt befragen. Auf keinen Fall sollte man die Therapie eigenmächtig absetzen.