SARS-CoV-2: Neurologische Komplikationen nach Infektion häufiger als nach der Impfung

– aus Berichten des mdr und des Ärzteblatts

Das Wichtigste dieses Artikels vorweg:

Covid-Impfungen können das Risiko leicht erhöhen, an seltenen Nervenleiden wie dem Guillain-Barré Syndrom zu erkranken. Viel stärker sind diese Risiken jedoch, wenn sich Menschen mit Sars-CoV-2 infizieren. Insgesamt sind die Komplikationen sehr selten. Die Wissenschaftler schätzen, dass auf 10 Mio. Menschen, die mit AZD1222 geimpft wurden, 38 zusätzliche Fälle eines Guillain-Barré-Syndroms kommen gegenüber 145 zusätzlichen Fällen eines Guillain-Barré-Syndroms bei 10 Mio. die eine SARS-CoV-2-Infektion hatten.

Eine Analyse aller in England und Schottland geimpfter Personen bestätigt, dass es nach der Gabe von AZD1222 von AstraZeneca in seltenen Fällen zu einem Guillain-Barré-Syndrom oder einer Fazialisparese kommen kann. Für die Vakzine BNT162b2 von BioNTech/Pfizer wurde ein Anstieg von hämorrhagischen Schlaganfällen gefunden. Diese Komplikationen traten laut der Studie nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 deutlich häufiger auf.

Ein Team der Universität Oxford analysierte zunächst die Daten von 32,5 Mio. Engländern, die ihre 1. Dosis von BNT162b2 oder AZD1222 vor dem 31. Mai 2021 erhalten hatten. Nach der Impfung mit AZD1222 kam es zu einem Anstieg von Guillain-Barré-Syndromen, der im Zeitraum von 15 bis 21 Tagen am deutlichsten ausfiel (IRR; 2,90; 2,15-3,92). Auch eine Fazialisparese wurde häufiger beobachtet (IRR 1,29; 1,08-1,56). Nach der Impfung mit BNT162b2 wurde kein Signal beobachtet. Die beiden Komplikationen könnten auf ein „molecular mimicry“ zurückzuführen sein, bei dem das Immunsystem Antikörper gegen Bestandteile (Antigene) des Virus entwickelt, die zufälligerweise auch auf den Nervenscheiden des peripheren Nervensystems vorkommen. Bewiesen ist diese Hypothese nicht. Dass nur der Vektor-basierte Impfstoff AZD1222 betroffen ist, könnte auf eine Abwehrreaktion gegen die Adenoviren hindeuten, die als Vehikel für den Transport der Gene in die Zellen verwendet werden. Es ist bekannt, dass die beiden Komplikationen auch nach anderen Virusinfektionen auftreten können. Es verwundert deshalb nicht, dass es auch nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu einem Guillain-Barré-Syndrom (IRR 33,37; 14,21-78.36 am Tag des positiven Tests) und zu einer Fazialisparese (IRR 33,23; 22,57-48,94) kam. Die Analyse der 1,98 Mio. Schotten, die bis Ende Mai die erste Impfdosis erhalten hatten, bestätigte die Ergebnisse.

QUELLEN: Hippisley-Cox et.al.: Neurological complications after first dose of COVID-19 vaccines and SARS

https://www.mdr.de/wissen/schwere-nebenwirkungen-venenerkrankung-impfung-versus-covid-100.html

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128473/SARS-CoV-2-Neurologische-Komplikationen-nach-Infektion-haeufiger-als-nach-der-Impfung?rt=a98847b189c913441b736d363c7ec2a2