„Wenn Schmerz sich verselbständigt und warum der leicht verständliche Patientenbrief eine Chance wäre“
Es erinnerte an die Zeit vor Corona. In lockerer Runde, zu der sich später auch der Chefarzt der Abteilung Neurologie der Helios Klinik, Herr PD Dr. med. Frederik Palm, gesellte, saß die GBS CIDP Selbsthilfe Schleswig-Holstein/Hamburg e.V. mit vielen Betroffenen in den Räumen der KIBIS Schleswig zusammen. Unbefangenes Plaudern war nach und auch schon während der Vorstellungsrunde angesagt. Hauptthemen waren die Schmerztherapie sowie auch das komplexe Thema: Was kann ich selbst tun?
Eine Betroffene berichtete über ihre Schmerzen und bemerkte dazu, dass sie auch stärkere Schmerzen ganz gut aushalten könne, ohne auf die verschriebenen Medikamente zugreifen zu müssen. Warum das nicht immer so gut ist, erklärte Herr Dr. med. Palm. Schmerz kann sich, ohne die entsprechende Behandlung, leicht verselbständigen und es entsteht daraus dann ein chronischer Schmerz, der sich nur schwer wieder reduzieren lässt. Mit Schmerzen will unser Körper darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt. Reagiert man nicht darauf, kann die Gefahr einer chronischen Schmerzerkrankung bestehen. Generell sollte ein Schmerz nicht länger als drei bis sechs Monate andauern. Denn Schmerz, der länger andauert, hinterlässt Spuren im zentralen Nervensystem. Die Nervenzellen werden empfindlicher und gewöhnen sich förmlich daran, massive Schmerzreaktionen auch bei anderen Reizen in Gang zu setzen. Das nennt man das sogenannte Schmerzgedächtnis. Der Schmerz wird dann vom Symptom zu einem eigenen Krankheitsbild. Ambulante Schmerztherapie oder auch eine stationäre Behandlung in einer Schmerzklinik können helfen, wenn es so weit gekommen ist.
Die Gesundheitskompetenz der Patienten war ein weiteres Thema, mit dem wir uns an diesem Nachmittag befassten. Ein Betroffener berichtete dazu: „Als ich mir den Entlassungsbericht von meinem Neurologen erklären lassen wollte, erhielt ich zur Antwort: Wollen Sie Medizin studieren oder soll ich Ihnen helfen?“ Sicher eine Ausnahme, aber es zeigt, dass die Gesundheitskompetenz der Patienten oftmals auf der Strecke bleibt, auch weil die Ärzte für lange Erklärungen einfach keine Zeit haben. Laien-Patientenbriefe beispielsweise wären daher sicher eine gute Möglichkeit die Patienten „mitzunehmen“ und ihnen durch eine leicht verständliche Übersetzung des „Fachchinesisch“ die Chance zu geben mitzuarbeiten. Das ließe sich relativ einfach mittels einer entsprechenden Software umsetzen. Der G-BA, der Gemeinsame Bundesausschuss, befasst sich bereits mit der Umsetzung. Es wäre schön, wenn Diese Idee bald Realität werden könnte.
Abschließend sprachen wir über das große Thema „Gesunde Ernährung“ und der Möglichkeit den Vitamin-Spiegel kontrollieren zu lassen, um einen eventuellen Vitamin B1 oder B12, einen Folsäure oder Vitamin D Mangel zu erkennen und zu beheben.
Zum Schluss erhielten wir ein großes Dankeschön und eine herzliche Einladung von PD Dr. med. Palm die nächste Informationsveranstaltung in Schleswig in der Helios Klinik stattfinden zu lassen. Wir nehmen die Einladung dankend an und sagen „Auf bald“ im schönen Schleswig.
Mechthild Modick und Sabine Nett