24. Gesprächskreis Regionalverband Kurpfalz

am 15.11.2018 Kliniken Schmieder, Speyerer Hof

„Unterstützung bei GBS und CIDP: Physiotherapie“

Der etwas andere Beginn eines Berichts und einige Worte zur Haltung, die wir als Betroffene gegenüber der Physiotherapie einnehmen sollten:

Anschaulich lässt sich der Unterschied zwischen Zuversicht, Optimismus und Pessimismus anhand der berühmten Parabel von den drei Fröschen beschreiben, die in einen Topf Sahne fallen. Sie kennen das schon? Macht nichts, wer von GBS oder CIDP betroffen ist, kann dies ruhig öfter lesen.

Der pessimistische Frosch denkt: „Oh je, wir sind verloren, jetzt gibt es keine Rettung mehr.“ Sagt’s und ertrinkt. Der Optimist gibt sich unerschütterlich: „Keine Sorge, nichts ist verloren. Am Ende wird uns eine höhere Macht retten.“ Er wartet und wartet – und ertrinkt ebenso sang- und klanglos wie der erste. Der dritte, zuversichtliche Frosch hingegen sagt sich: „Schwierige Lage, da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu strampeln.“ Er reckt den Kopf über die Oberfläche und strampelt und strampelt – bis die Sahne zu Butter wird und er sich mit einem Sprung aus dem Topf retten kann.

Was brauchen wir also in der Rolle des dritten Froschs? Erstens Geduld, zweitens Geduld und drittens… und dann noch jede Menge Ausdauer mit dem Gespür für das förderliche individuelle Maß an Belastung.

Aus einer Pressemitteilung für den 24. Gesprächskreis sollen grundsätzliche Überlegungen unserer

Referentin, Frau Stohr, zitiert sein:
Physiotherapeutische Interventionen innerhalb der Früh- und Spätrehabilitation von Patienten mit GBS und CIPD beinhalten in erster Linie die Wiederherstellung von sensomotorischen Fähigkeiten, die zur Erreichung von alltags- und berufsrelevanten Therapiezielen erforderlich sind.

Ungeachtet aller gemeinsamen Anstrengungen von Patient und Therapeut bleiben häufig sogenannte Restsymptome wie z.B. Lähmungen, Muskelschwäche, Schmerzzustände, Minderung der allgemeinen Belastbarkeit und schnelle Ermüdung zurück. Hier kann die Physiotherapie langfristig Unterstützung sein um die Bewältigung des Alltags zu Erleichtern und Linderung der Symptome zu schaffen. Auch über Patientenedukation und –information bietet Physiotherapie hier im Sinne der Selbstwirksamkeit Hilfe zur Selbsthilfe.

Durch die Vermittlung von Frau Dr. Schülin, Neurologin, Kliniken Schmieder Heidelberg, kamen wir in Kontakt mit Frau Stohr, Physiotherapeutin im selben Haus. Frau Stohr gab uns einen sehr guten Überblick zu unterschiedlichsten Möglichkeiten der Physiotherapie.

Fr. Dr. Schülin                                                                       Frau Stohr während des Vortrags

Einzelne Bestandteile des Vortrags von Frau Stohr:

  • Zielsetzung ist die größtmögliche Selbständigkeit des Patienten in den Aktivitäten des täglichen Lebens. Dazu dienen eine frühe Mobilisation, frühe Hilfsmittel- und Orthesenversorgung und aktives und gerätegestützes Training.
  • Frührehabilitation (bei GBS schon während der Akutphase – wie auch selbst erfahren durch „Torwarttraining mit Luftballon“ oder Treppenhaustraining).
  • Stehpult, Laufband, Gehen an Krücken, Gehen mit Langstock, freies Gehen.
  • Training des Facio-oralen Traktes. (Mit den Übungen sollen Schluckstörungen, Atem- und Sprechstörungen gebessert werden).
  • Laufbandtraining mit Pedago (LokoHelp ist ein elektromechanischer Gangtrainer, der in Kombination mit dem Laufband eine erweiterte Hilfestellung für das Ausführen der Gangbewegung leistet).
  • Gangtraining im Vector (Durch ein elektronisch gesteuertes Gurt – und Haltesystem kann individuell an der Leistungsgrenze geübt werden. Dabei werden Stürze vermieden und trotz Ängste, Unsicherheiten und Bewegungseinschränkungen effektiv trainiert.)
  • Wassertherapie (Im Bewegungsbad lassen sich Übungen viel leichter durchführen).
  • Training der Oberflächensensibilität (z.B. Igelball).
  • Zweizellenbäder (auch Vierzellenbäder, Gleichstromanwendung)
  • Lokale Vibrationstherapie (Die Schallwellentherapie oder auch lokale Vibrationstherapie, ist eine Vibrationstherapie bei der Gewebe, Knochen oder Gelenke mit Hilfe von Vibrationen im hörbaren
  • Schallbereich (120 Hz) behandelt werden).
  • Training auf dem Boden (gleichzeitig Sturzprophylaxe).
  • Medizinische Trainingstherapie (Sie dient dem Aufbau und der Wiederherstellung von muskulären Defiziten, Schwächung bzw. Muskelabbau, die im Rahmen von Erkrankungen und Verletzungen des Halte- und Bewegungsapparats aufgetreten sind).
  • Computergestützte Therapie (z.B. Aufmerksamkeit, Gesichtsfeld)
  • Therapeutisches Klettern (findet knapp über dem Boden statt, kein Sportklettern – Klettern verbessert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, es steigert auch das Selbstvertrauen und erhöht das Selbstwertgefühl).
  • Nordic Walking (bitte mit der richtigen Technik im Gehrythmus – Stöcke dienen nicht zum „Hinterherschleifen“ auf Höhe der Oberschenkel).
  • Zusammenfassung Sensibiltätsstörungen und ihre therapeutischen Gegenmaßnahmen (Elektrotherapie, Galileo, Vibrax, Novaphon, Taping, Trampolinhüpfen, Igelball, Linsenbäder, Thermale Stimulation, Faszientraining, Pilatesrolle gegebenenfalls Sprudelflasche, Feldenkrais, Yoga, QiGong, Atemtherapie, Achtsamkeit, Spiegeltherapie, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, Dehnung muskulär und neural, Lymphdrainage).
  • Zusammenfassung Hilfsmittel: Pflegebett, Rollstühle, Rutschbrett, Mobilizer, Personenlifter, Treppenlifter, Treppensteigegeräte, Stehgerät, Kipptisch, Sitz- und Liegefahrräder, Toilettensitzerhöhungen, Dusch- und Toilettenstühle, Peronäus-Schiene, Fußheberschiene, Rollatoren, Gehwägen, Aufstehhilfen, Katapultsitze,Einsteigehilfe ins Auto.

Und nebenbei, auch das gab es z.B. beim Austausch im Rahmen des Gesprächskreises:

  • Eine Adresse für eine Zweitmeinung.
  • Da erfährt jemand mit CIDP, dass sie mit IG behandelt werden könnte (hat sie noch nie erhalten).
  • Ein GBS-Betroffener berichtet über seine positiven Erfahrungen (Schmerzreduktion) mit einem Hochtontherapiegerät, das er in seiner Apotheke auslieh und später erwarb.

Bleibt noch, unseren besonderen Dank an Frau Stohr für ihren engagierten Einsatz, ebenso an Frau Dr. Schülin für die neurologische Begleitung des Gesprächskreises und an Frau Schuhmacher von der Verwaltung für die Organisation, zu richten.

Mit den besten Grüßen aus der Kurpfalz
Hans Steinmassl

P.S. Bleiben Sie in Bewegung!

Titelbild: Kliniken Schmieder Heidelberg, Speyerer Hof, Quelle https://www.kliniken-schmieder.de/kliniken-und-standorte/heidelberg.html