Gesprächskreis, Konstanz –> Selbständigkeit und möglichst gute Teilhabe

02. August 2019, Hans-Joachim Groß, Inge Vogl-Broser

Selbständigkeit und möglichst gute Teilhabe ermöglichen eine höhere Lebensqualität

Mit diesem Leitgedanken empfing uns Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Jöbges. Und dieser Leitgedanke könnte zugleich auch als die Richtschnur für das therapeutische Geschehen der Rehabilitationsklinik gesehen werden.

Bevor er auf die Rehabilitation einging, erklärte er anschaulich die Vielfaltigkeit der Erscheinungsformen des GBS, der langsamen Erholungszeit und den mannigfaltig möglichen Restsymptomen und Defiziten. „GBS braucht langen Atem“. Die Betroffenen sollten sich darauf einstellen, dass sie Änderungen in ihrer beruflichen Teilhabe und Freizeitaktivitäten erleben können.

Die Ziele der Rehabilitation sind auf verschiedenen Ebenen angesiedelt:

    • Kräftigung, Bewegung und Koordination: Zunächst muss der Patient sein Körperschema wiedergewinnen: Er muss zunächst seine Rumpfstabilität wiedererlangen, Bewegungen müssen neu erlernt werden, um dann Muskeln und Gelenke zu trainieren.

Hier gilt: Um einen Leistungszuwachs erreichen zu können, muss er/sie  an seine/ihre Leistungsgrenze kommen, ohne sie zu überschreiten. Dabei müssen ihm/ihr die Therapeuten helfen: Gemeinsam arbeiten sie ein Übungsprogramm aus, das in ein Heimübungsprogramm münden muss.

Hilfsmittel sollen mit einbezogen werden: „So viel nötig, so wenig wie möglich und so früh wie möglich.“

    • Stabilität Kardio-Pulmonal: Bei der Mobilisierung muss das Herz-Kreislauf-Atmungssystem gut beobachtet werden, da es zunächst nicht belastbar ist. So muss das Training mit Vorsicht angegangen werden.
    • Häufig begleiten Schmerzen den Gesundungsprozess. Hier werden häufig Medikamente eingesetzt, die das „Schmerzgedächtnis“ beeinflussen können.
    • Psychologische Rehabilitation: In der Reha hat der/die Betroffene die Möglichkeit, sich mit seiner neuen Lebenssituation auseinanderzusetzen: Schmerzen, depressive Episoden, vorzeitige mentale Ermüdbarkeit beeinflussen die Lebensqualität. Selbstwertgefühl und Selbstbewertung, sowie veränderte Rollen in Familie und Gesellschaft drohen ihn/sie „herunterzuziehen“ und können in der Reha gut bearbeitet werden, was später im täglichen Leben nicht mehr so gut möglich ist.

Von CIDP spricht man, wenn die Symptomatik mehr als 8 Wochen anhält. Auch hier gibt es viele Unterformen. Die Behandlung erfolgt laut den „Leitlinien“. So wie bei GBS ist die Rehabilitation auf den verschiedenen Ebenen angesetzt.

Die Neurologische Rehabilitation:

In Deutschland wird die neurologische Reha in Phasen zwischen A und D aufgeteilt. In den Reha-Kliniken kann sie von B-D angeboten werden. In den Schmieder-Kliniken Konstanz gibt es die Möglichkeit für die Phasen C und D:

Phase C: Der Patient benötigt noch Behandlung wie auf einer normalen Krankenhausstation und wird zusätzlich vom Reha-team betreut.

Phase D: Der/die Betroffene ist jetzt selbständiger, und nimmt an den für ihn geplanten Reha-Programmen teil.

Die interessante, dynamische Ausführung von Prof. Jöbges konnte durch Fragen immer wieder unterbrochen werden, die er und Herr Nutz vom Sozialdienst fachkundig beantworteten. Sie unterstrichen besonders die Wichtigkeit, bei einem Antrag auf Reha, wenn der/die Betroffene nicht direkt vom Krankenhaus weiter überwiesen wird, dem behandelnden Neurologen so viel Information wie möglich zu geben, damit dieser klar und ausführlich die Reha-Ziele und das Reha-Potential darstellen kann.

Außerdem rieten sie, solche Therapeuten im ambulanten Bereich zu wählen, die mit ihnen ein Heimübungsprogramm erarbeiten und auch kontrollieren, ob die „Hausaufgaben“ gemacht wurden.

Wir danken Herrn Prof. Jöbges und Herrn Nutz ganz herzlich für die liebevolle Aufnahme, den interessanten und aufschlussreichen Nachmittag und die freundliche und erfrischende Bewirtung. Wir freuen uns auf eine mögliche neue Einladung im nächsten Jahr.

Bildquelle: https://www.kliniken-schmieder.de/kliniken-und-standorte/konstanz.html